Denn ich fresse nicht nur Jungfrauen!

Sonntag, 24. Juli 2016

Game of Thrones Rewatch: S01E03 Lord Snow

Während Ned für den König ein Turnier organisieren muss, hat er zugleich mit seinen Töchtern zu kämpfen, die ihm auf der Nase herumtanzen. Dennoch erlaubt er Arya, ihr kleines Schwert Needle zu behalten und organisiert ihr einen Fechtmeister, Syrio Forel, First Sword of Bravoos. Gleichzeitig ist Catelyn auf den Spuren des Attentäters, welche sie nach King’s Landing und zu Petyr Baelish führt. Dieser eröffnet ihr, dass der Dolch Tyrion Lannister gehört. Indes ist Jon Snow an der Mauer angekommen und macht sich bei seinen ersten Übungsstunden keine Freunde. In der Great Dothraki Sea geraten Viserys und Daenerys aneinander, doch sie erweist sich allmählich als willensstarke Khaleesi und setzt sich durch. Zudem erfährt sie, dass sie ein Kind von Khal Drogo erwartet. 

Ich kann es nicht oft genug betonen, aber ich liebe die Charakterisierungen (und die Charakterentwicklungen). Gott, war Jaime am Anfang ein Eckel! Arrogant, hochtrabend und selbstsicherer, als es ihm guttat. Wenn man weiß, worauf man achten muss, kommt jedoch schon jetzt ein klein wenig durch, dass bei ihm noch mehr dahinter steht vor allem in Bezug auf seinen Königsmord am Mad King Aerys.

Alles in allem mag ich das Gespräch am Anfang der Folge zwischen Ned Stark und Jaime Lannister sehr. Man sieht sehr schön die Wesenszüge der beiden, die zugleich so charakteristisch auch für ihre Familien sind. Wie Petyr auch so schön in dieser Folge über die Starks sagte: „hot tempered and short minded.“

Sehr mochte ich auch die Dialoge beim Small Council. Die sind ausgesprochen dynamisch und lebendig gestaltet und die Schauspieler haben ihnen viel Leben gegeben. (Wobei der Meister der Dialoge immer noch Andrzej Sapkowski ist und bleibt.)

Wie so oft gab es auch hier einiges zu lachen, während man mit Ned die Staatsgeschäfte der Seven Kingdoms verfolgte. Arya tanzt ihrer Septa auf der Nase herum und Sansa ist das bockige Kind (wobei ich sowohl an ihrer als auch Aryas Stelle wohl ebenso sauer wäre). Ned kommentierte das ganze sehr treffend: „War is easyer than daughters.“ Der arme Mann. Auch Tyrion hat wieder einige nette Dialoge auf der Mauer und zeigt, dass seine Zunge sehr flink und gewitzt ist. Ich mag ihn einfach. („Don’t eat the help.“)

Als ich das erste Mal diese Folge sah, fielen mir beinahe die Augen aus dem Kopf, als Petyr eröffnete, dass der Dolch ihm gehöre. Gleich darauf sagt er, dass er den Dolch an Tyrion verwettet habe, was die Sache nicht besser macht. Noch in derselben Folge wird klar, dass er dabei gelogen hat und gar kein so verlässlicher Verbündeter ist, wie Catelyn es gern hätte. Denn indirekt bestätigt Cersei, dass Jaime den Attentäter geschickt hat. Und ganz ehrlich, in dieser Szene kann Jaime einem schon ein wenig Angst machen, als er betont, dass er durchaus dazu bereit ist, ein Blutbad anzurichten, um seine Beziehung zu Cersei zu schützen.

Bran hat sehr zu leiden unter seiner Behinderung. Ich finde es immer noch heftig, wenn er zu Robb sagt: „I’d rather be dead.“ Das aus dem Mund eines Kindes, da schluckt man schon.

Was ich allgemein an dieser Folge mag, ist, dass sie viel auf die Historie und Legenden Westeros‘ eingeht. Besonders Jaimes Königsmord kam einige Male zu sprechen und lieferte einen guten ersten Überblick über die Ereignisse unmittelbar bevor Robert seinen Thron gewann. Ebenso bekommt Bran von der Old Nan verschiedene Geschichten erzählt, die Einblick in die Sagenwelt seiner Heimat geben.

Ein wenig schade finde ich es, dass sie in der Serie nicht auf Viserys‘ Strafe für sein ausfallendes Verhalten seiner Schwester gegenüber eingehen. Im Buch heißt es, dass er von den Dothraki spöttelnderweise Khal Rhael Mhar (Sorefoot King) oder Khal Rhaggat (Cart King) genannt wird und er nicht versteht, dass er damit beschämt wird, im Gegenteil sogar denkt, dass ihm, weil er einen Wagen bekommt, Ehre zuteilwird. Es hätte noch weiter zu seiner Charakterisierung beigetragen. Aber dennoch: Lob an Harry Lloyd für seinen Viserys. Er hat ihn in meinen Augen verdammt gut getroffen, sein Hochmut, gleichzeitig auch unterdrückte Verzweiflung und der Wahnsinn, der in seiner Familie aufgrund des Inzests so weit verbreitet ist.

Am Rande: Ich interessiere mich sehr für Sprachen, und deren Phonetik ist dabei ein ganz besonders spannendes Thema. Blättert man durch das Dothraki Lexikon, welches offiziell im Internet einzusehen ist, fällt auf, dass der Khal in IPA dort so geschrieben wird: [xal̪]. Für die, die IPA nicht beherrschen: das x ist der Ach-Laut und das Zeichen unter dem l bedeutet, dass dieses dental, also an den Zähnen, ausgesprochen wird. Hört man in der ersten Staffel genau hin, fällt auf, dass selbst die Schauspieler der Dothraki das Wort aber eher [kal̪] aussprechen. Spätestens in der 6. Staffel sprechen sie es allerdings inklusive Emilia Clark so aus wie im Wörterbuch. Ich finde das ganz interessant, denn entweder kann man sagen, dass die Schauspieler es einfach nicht ordentlich auf die Reihe bekommen haben oder David Peterson, der Linguist, der für die Sprachen in der Serie verantwortlich ist, uns hier einen bestimmten Dialekt des Dothraki präsentieren wollte. (Leider ist die erste Vermutung die naheliegendere, denn warum sonst sollte Dany spätestens in der 6. Staffel nicht mehr den Dialekt sprechen, den sie gelernt hat?)

Zum Ende der Folge: Während Arya mit Siryo Forel ihre erste Waterdancing Stunde hat, schaut Ned ihnen zu. Dabei schwindet das Klackern der Holzschwerter und weicht dem Klirren echter Waffen. Ganz ehrlich: Klischeehafter geht’s auch nicht mehr, oder? Foreshadowing, uhh. Gut, den ersten richtigen und bisher einzigen Fail leistet sich die Serie erst wesentlich später gegen Ende der 5. Staffel, aber so wirklich zog diese Einstellung nicht gerade.

Was ich allgemein ungemein beeindruckend finde, ist das Budget, das in diese Serie gesteckt wurde. Von einer Serie erwarte zumindest ich nicht, dass sie kinoreif ist (der Grund, warum ich eigentlich keine Serien schaue), aber GoT ist definitiv eine ganz große Hausnummer, die ihre eigenen Maßstäbe setzt. Ich erinnere mich an das Erlebnis vor ein paar Wochen, als gerade noch die 6. Staffel lief, ich sie also sehr gut vor Augen hatte, und mir dann mal wieder die Hobbit-Filme gab. Letztere sind teilweise so augenscheinlich billig gemacht und die Animationen so furchtbar auffällig und gekünstelt. Wenn ich da Drogon dagegen halte, sieht er echter aus als so manch ein Ork, welcher immerhin durchaus noch menschliche Züge aufweist. (Gut, die CGI-Orks waren auch im Vergleich zum Herrn der Ringe ein Fail, aber das ist ein anderes Thema.)

Nun ja, ich finde, dass sich die Serie auf alle Fälle auch mit guten Filmen messen kann.

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